Meister der variablen Form - siehe auch tachles Nr. 6 - 08.02.02: Kopf der Woche Seite 27 von GRO

Yehoshua LAKNER

Kopf der Woche
Piano Works from Six Decades
am Klavier Tomas Bächli und Petra Ronner; Guild Music Ltd. 

GUILD MUSIC GMCD 7214 [67:32] 

Wer Klaviermusik liebt und ein Ohr hat für das Besondere, wird die CD von Yehoshua Lakner mit grösstem Genuss hören. Und immer wieder hören...

... Einige davon schuf der israelisch-schweizerische Komponist mit nur 22 Jahren...

...So zum Beispiel - die seinem Sohn Yahli gewidmeten "Cornerstones" - 19 kurze kontrapunktische Studien voller Ruhe und Spannung zugleich. Mit zunehmendem Alter wird diese Musiksprache abstrakter... "...reine, klingende Struktur, entstanden aus einem spielerischen Umgang mit Gesetzen und Klangmaterialien...." formuliert es kein Geringerer als der bekannte Musikkritiker Alfred Zimmerlin im Beilagetext.

Seine Ausbildung hatte der 1924 in Bratislava geborene Lakner nach der Emigration an der Rubin Academy of Music in Tel Aviv vervollständigt. Stipendien in den USA und in Deutschland pflasterten den weiteren Weg, der seit 1963 in Zürich liegt. Bis 1971 komponierte Lakner sämtliche Bühnenmusiken zu den berühmt gewordenen Inszenierungen von Maria von Ostfelden am Theater an der Winkelwiese. Dem 1996 im Lars Müller Verlag erschienenen Bildband über sie ist eine CD mit Lakners Musikcollagen beigefügt. Bis Mitte der 80er Jahre übte Lakner seine Lehrtätigkeit am "Konservatorium und Musikhochschule Zürich" aus. Seitdem gilt seine ganze Energie und Leidenschaft der Computermusik und den von ihm geschaffenen "Audio-visuellen-Zeit-Gestalten" (AVZG), musikalisch bewegten farbigen Formabfolgen von umwerfender Poesie und Kraft.

Als Höhepunkt der CD bezeichnet Zimmerlin "Alef, Beth, Gimmel", das 1991/92 entstandene, bisher letzte reine Instrumentalwerk Lakners. Zimmerlin erinnert uns dabei an Psalm 119, dessen Aufbau auf sehr kunstvolle Weise dem hebräischen Alphabet folge... "an die schöpferische Kraft, die hinter jedem Zeichen von Alef bis Taw steckt. Wir spüren sie ganz direkt und sinnlich in den ersten Akkorden des Werkes, die präzise den "Alef, Beth, Gimmel"-Rhythmus wiedergeben. Und wir spüren ihre Präsenz im ganzen Werk.". Gabi Rosenberg